Fünf Frauen und ein Welpe
aus der Reihe:
Germersheimer Spitzgeschichten
© Text: Martina Merckel-Braun
© Fotos: Merckel-Braun (7
Eine schöne Geschichte, die wahr ist
Anderthalb Jahre nach unserem Einzug in das neue Haus starb unsere liebe Schäferhündin einen sanften Tod.
Sechs Monate und zahllose familiäre Diskussionen, Internetrecherchen, E-Mails und Telefongespräche später war es so weit: Mit meinen Töchtern, meiner Schwiegertochter und einer Freundin fuhr ich in eine kleine Ortschaft im Pfälzer Wald, um unseren kleinen „Goliat“ abzuholen.
Das heißt, fahren tat meine Schwiegertochter, denn mein Wagen hatte nur vier Sitzplätze und Ihrer fünf – und schließlich wollte keiner zu Hause bleiben, wenn es galt, unser neues Familienmitglied auszusuchen. So legten wir voller Vorfreude, ausgerüstet mit einem Wäschekörbchen und einer Rolle Küchenpapier (falls dem Kleinen schlecht würde) die dreiviertelstündige Fahrt zurück.
Am Grundstück der Züchterin angekommen, wurden wir von vielstimmigem, fröhlichem Gebell begrüßt, und der Anblick der quicklebendigen neun Welpen und zahlreichen erwachsenen Hunde war, vorsichtig ausgedrückt, ziemlich überwältigend.
Wir durften das Gehege mit den Welpen betreten und die Kleinen ausgiebig streicheln, auf den Arm nehmen und mit Leckerchen füttern. So verging über eine Stunde, ohne dass wir uns entscheiden konnten. Ich hatte mich in ein weißes Hundemädchen verguckt, während die anderen Frauen andere Favoriten hatten. Schließlich trug die Züchterin noch zwei weitere Welpen herbei, von denen sie mir am Telefon berichtet hatte – die Söhne einer Hündin, die mir im Internet besonders gefallen hatte. Die beiden Neuankömmlinge waren jünger als alle anderen, die die Züchterin zum Verkauf anbot, und eigentlich hätte sie sie gern noch eine Zeit lang behalten. Aber als meine Töchter diese beiden sahen, stand ihre Entscheidung fest: Der kleine schwarzweiße sollte es sein, der Kleinste von allen, wunderhübsch gezeichnet und mit einem überwältigend fröhlichen, lebhaften Wesen.
Auch meine Schwiegertochter stimmte zu – ihr schlichter Kommentar: „Der ist perfekt!“ klingt mir heute noch in den Ohren. Und so war dann die Entscheidung gefallen, obwohl ich selbst noch beinah eine Stunde brauchte, bis auch ich mir sicher war, einen Kaufvertrag unterschrieb, meinen Geldbeutel zückte und seinen gesamten Inhalt auf den Tisch blätterte – das ganze Geld, das sich zuvor auf meinem nun völlig geplünderten Konto befunden hatte. Ein stolzer Preis für eine Handvoll Leben – und doch, war solch ein vollkommenes kleines Wesen, solch ein Meisterwerk Gottes, überhaupt mit Geld zu bezahlen?
Wir setzten das Hündchen in den mitgebrachten Wäschekorb auf einige zusammengefaltete Handtücher, und ich nahm das Körbchen auf den Schoß. Der kleine „Wolle“, wie meine Töchter ihn in herzerfrischender Missachtung seines Adelstitels und ellenlangen Stammbaums nannten, machte es sich bequem und ergab sich in sein Schicksal. Er schloss die Äuglein und überstand die Fahrt in seine neue Heimat, ohne sich ein einziges Mal zu übergeben. Zwar hustete er einige Male leise – eigentlich klang es mehr wie ein Räuspern - doch dem maß ich keine weitere Bedeutung bei.
Mein Traum war Wirklichkeit geworden – ich hatte einen kleinen Spitz. Das war das Einzige, was zählte.
Freu dich am Herrn, und er wird dir geben, was dein Herz wünscht.
(Psalm 37,4)
Wie der Traum vom Spitz bei Frau Merckel-Braun entstanden war, lesen Sie in der ersten “Germersheimer Spitzgeschichte”, mit dem Titel
“Mein weiter Weg zum Spitz
Goliat, oder wenn ich mal eine alte Dame bin ...”
Weitere Erlebnisse aus der Reihe “Germersheimer Spitzgeschichten” sind in Vorbereitung.